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Dokumentation

Wort von Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg

Sehr geehrter Herr Bischof, meine sehr geehrten Damen und Herren, „panta rhei – alles fließt“, das ist der erste Eindruck, den man aufgrund der vielen laufenden Umgestaltungsmaßnahmen bekommen kann. Das ist ein Zeichen der notwendigen Veränderungen unserer Kirche und geht deutlich über unsere Diözese hinaus, denn wie man so schön sagt: Stillstand ist Rückschritt.

Ein Zeichen für die Anpassung an aktuelle Anforderungen bei uns ist sicherlich die Umorganisation des Bischöflichen Ordinariats. Eine Verwaltungsbehörde muss sich kontinuierlich den sich ändernden Anforderungen anpassen, Synergien müssen gehoben und Kosten reduziert werden. Als solches hat dieser Prozess – hoffentlich – sein Ziel weitgehend erreicht. Wir werden aber in Zukunft sicherlich noch weitere Anpassungen sehen.

Die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt wieder einen Fehlbetrag auf. Er hat sich verringert, ist aber noch immer von relevanter Höhe. Hier muss eine Konsolidierung der Finanzen schnellstmöglich erreicht werden, um der Diözese wieder aktives Handeln zu ermöglichen. Die ersten Schritte – ich erinnere hier an das bereits von Generalvikar Keßler angesprochene Bau-Moratorium – sind bereits im vergangenen Jahr gemacht worden. Bei der Umsetzung ist jedoch viel Fingerspitzengefühl notwendig. Ich hoffe hier auf das neu eingeführte Controlling, bei dem die Planung, Steuerung und Kontrolle aller Bereiche zusammenlaufen sollten. Sicherlich ist die Steuerung einer Diözese anders als die eines Unternehmens. Die Kirche ist kein Wirtschaftsbetrieb und muss ihrer umfassenden Sendung getreu arbeiten.

Auch auf der pastoralen Ebene sind Änderungen abzusehen: Wir befinden uns nun schon seit einiger Zeit im Prozess des „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“. Es scheint so, dass wir im Oktober mit der Festlegung der Räume einen ersten Meilenstein erreichen. Das ist aber nur ein erster Schritt – die geografischen Strukturen müssen unbedingt mit Leben gefüllt werden. Hierzu sind noch umfassende Arbeiten notwendig und viele Fragen müssen beantwortet werden. Der Raum alleine wird keine lebendige Kirche hervorbringen und eher einer langsamen Erosion der Kirchenmitglieder Vorschub leisten. Es muss ein Gleichgewicht zwischen gewohntem „eigenen Kirchturm“ und „Vernetzung in der Fläche“ gefunden werden. Es gilt, die Anforderungen der Gläubigen in den Städten und im ländlichen Raum sowie die Möglichkeiten der Diözese in Übereinstimmung zu bringen. Eine einzige, allgemeingültige Antwort auf die Zusammenarbeit in den unterschiedlichen Räumen wird es dabei aber wohl nicht geben.

Die neuen Räume bedürfen einer guten Betreuung durch Mitarbeiter, die bei der Größe der Bereiche in der Lage sind, eine optimale Zusammenarbeit in den zu bildenden Strukturen zu ermöglichen. Die aktuellen Zahlen sagen eine geringer werdende Zahl Hauptamtlicher im pastoralen Bereich vorher. Gut für die Kasse, schlecht für die professionelle Bewältigung der anstehenden Aufgaben. Mehr Aufgaben werden von Ehrenamtlichen übernommen werden müssen – das aber bedeutet, dass die Diözese für eine entsprechende Ausbildung und Begleitung sorgen muss. Alles in allem muss dafür gesorgt werden, dass die Gemeinden nicht ausbluten und die Zahl der Kirchenaustritte nicht steigt.

Die Kirchenaustritte beschleunigten sich vor allem nach Bekanntwerden des Missbrauchs vor etwa zehn Jahren. Seitdem beschäftigt sich die Kirche mit dem begangenen Unrecht und sucht nach einer Form der Aufarbeitung und Wiedergutmachung. Folgt man der Presse, so liegt der Fokus in der letzten Zeit besonders auf der Forderung nach pauschalem Schadenersatz. Dieser stellt eine finanzielle Bedrohung für viele Diözesen dar. Eine Aufarbeitung der Vergangenheit ist notwendig und muss – insbesondere auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz – unbedingt erfolgen. Hier erwartet der Diözesanrat Aussagen, die den Opfern, aber auch den Ortskirchen gerecht werden, ohne die Gemeinden und deren Zusammenleben zu gefährden.

Ausgelöst durch den Missbrauch hat in Deutschland der „Synodale Prozess“ begonnen, der zu einem Hinterfragen der aktuellen kirchlichen Standards und Vorgaben geführt hat. Auch die Diözese Würzburg ist mit Vertretern an diesem Prozess beteiligt. Der Diözesanrat verfolgt die Entwicklungen natürlich mit Interesse.

Die Kirche ist schon immer kontinuierlichen Anpassungen ausgesetzt – „ecclesia semper reformanda est“ wird schon Augustinus zugeschrieben. Eine intensive Beschäftigung mit den drängenden Fragen tut not. Änderungen der bisherigen Standards müssen die Kirche für die Zukunft fit machen. Wir haben einen weiten Weg hinter uns – von den ersten Aposteln bis zur Kirche heutiger Prägung. Es wäre fahrlässig, den Anforderungen unserer Zeit und unseres Raums keine Beachtung zu schenken. Es sind nicht die Traditionen und äußeren Formen, die die katholische Kirche ausmachen, sondern der Geist der Frohen Botschaft. Ich bin auch sicher, dass sich – wie es auch bei der Amazonas-Synode versucht wurde – lokale Probleme vor Ort im Schulterschluss mit Rom lösen lassen werden. Ich bin mir sicher, dass unsere Kirche, auch hier in Würzburg, bunter und vielfältiger sein wird. Der Diözesanrat wird an der Erreichung dieses Zieles intensiv mitarbeiten.